Severusstraße Synagoge I

Die Bauinschrift in der Kartusche der Synagoge (1 und 3) “Kommt lasst uns niederfallen und verehren und niederknien vor dem Ewigen, unserm Schöpfer” erinnert an das Jahr der Einweihung, wohl 1886.  (6.Vers, 95. Psalm). Es war Leopold Schmitz, dem der Bau zu verdanken ist. Ein Kredit des Hospitalfonds half bei der Finanzierung. Seit 1863 gab es die Synagogengemeinde, seit 1868 den neuen Friedhof bei Mertloch, der zusammen mit den Gemeinden von Mertloch und Polch unterhalten wurde. Am 10. November 1938 fordert der SA Führer P. S. den Schlossermeister Johann Maur auf, die Synagoge zu öffnen. Der weigerte sich, P.S. organisierte das Benzin für die Brandstiftung. Namentlich bekannte SA Männer in 3 Zivilfahrzeugen ohne Nummernschilder aus Polch, Ochtendung, Obermendig und Niedermendig, sollen die Haupttäter gewesen sein. Ein Einsatz der Feuerwehr soll von von Bürgermeister Adams verhindert worden sein.
Prozesse fanden 1950/1951 in Koblenz und Mayen statt. Die erstinstanzlichen Verurteilungen wurden auf der Grundlage von Amnestien, verbüßter Inhaftierung und aus dem Zeitgeist und der personellen Kontinuität in der Richterschaft zumeist abgemildert oder als verbüßt eingestuft. Die Zeugen zeigten sich meist wenig kooperativ. Nach dem Pogrom hatte die Gemeinde den Verkauf des Gebäudes angeboten. Dann zog die Stadt ihr Kaufangebot zurück und der Bgm. Adams stellte 1942 fest: “Die Angelegenheit ruht vorläufig. Wv. nach Kriegsende. Auf dem Gelände stehen nur noch die Grundmauern, die des Abrisses bedürfen.“  Seit 1986 ist die Ruine ein schützenswertes Denkmal. Auf Anregung der Schüler des Kurfürst Balduin Gymnasiums entstand eine Initiative zum Wiederaufbau als Mahnmal und Begegnungsstätte. Dem Förderverein “Ehemalige Synagoge Münstermaifeld“ gelang es in 15 Jahren das Projekt abzuschließen.
Auf dem Gruppenphoto (2) sehen wir von links nach rechts (obere Reihe): unbekannt, Moritz Diewald (ermordet), Leo Eggener (überlebt), Josef Diewald (ermordet),Siegfried Diewald (ermordet), unbekannt, David Rudolf Kaufmann (+1934). Untere Reihe: Adolf Bender (ermordet), Hermann Kaufmann (überlebt), Theodor Bender (überlebt), Alex Kaufmann (ermordet), Leopold Bender (+1935), Fritz Diewald (überlebt). Das Jahr der Aufnahme 1932 ist unsicher! Harry Kahn, der sich 1939 noch in die U.S.A. retten konnte, erinnert sich 2016 an die Tage nach dem 10. November 1938. Alle jüdischen Männer, so Kahn, mussten sich vor dem Abtransport nach Dachau, kahlgeschoren und mit Davidsstern, auf dem Münsterplatz aufstellen. Diese Erinnerung des Harry Kahn kann so nicht zutreffen,da die Verordnung zum Tragen des „Judensterns“ erst am 19. September 1941 in Kraft trat.In Dachau wurden nach dem 10. November für ein bis zwei Monate Dionysius, Heinrich und Karl Bender, Josef Diewald, Robert Hessel, Hermann Kaufmann und Julius Marx interniert.

Die Nummerierung der Bildhinweise im Text entspricht der Bildfolge von links.