“Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern in keiner Not uns trennen und Gefahr“
Alle jüdischen Männer Münstermaifelds, die zum Kriegsdienst tauglich waren, kämpften für Kaiser und Reich. Nur einer von ihnen, Simon Marx, Severusgasse 1, 1917 mit dem EK II ausgezeichnet, liegt auf dem Friedhof begraben. Er kam 1925 bei einem Unglücksfall ums Leben. Seine Schwester Ottilie wurde in Auschwitz ermordet. Sein Vater Joseph konnte 1938 fliehen, er starb in Chicago, seine Mutter Karolina starb 1931 in Münstermaifeld. Ihr Grab konnte nicht ausfindig gemacht werden. Zwei Schwestern Fanny und Frieda konnten sich 1937 und 1938 in die USA retten.
Samuel Kaufmann, Untertorstr.9 ,1917 schwer verwundet kehrte, mit dem EK II geehrt, aus dem Krieg zurück. Er starb 1941 in der Israelitischen Heilanstalt in Bendorf-Sayn. Seine Frau Selma wurde am 30.04.1942 in das Ghetto Krasnicyn deportiert und ermordet. Seine Mutter Bertha musste einen Monat im Judenhaus, Schweiz 4, auf ihre Deportation nach Theresienstadt warten. Ihr Tod von dort wurde am 03.08.1942 gemeldet. Die 3 Töchter des Samuel, Erna, Nora, Ilse, konnten sich nach Palästina und Argentinien retten. Der Grabstein von Samuels 1896 gestorbener Großmutter Babette steht noch auf dem Friedhof. Das Grab seines 1925 gestorbenen Vaters Hermann war nicht zu finden.
Adolf Bender, Untertorstr.6, wurde am 30.04.1942 zusammen mit seiner Frau Charlotte und seiner Tochter Edith nach Krasnicyn deportiert und ermordet. Sein Bruder Theodor Bender, Michelgasse 1, konnte 1937 zusammen mit seiner Frau Flora und den Söhnen Heinz und Norbert in die Vereinigten Staaten fliehen. Sie starben in New York. Die Flucht gelang auch ihrer Mutter Regina zusammen mit den Töchtern Hedwig und Elsa. Sie starben in Appleton. Weitere Brüder Heinrich (Chelmno), Dionysios (lodz) und Carl (Dachau) wurden ermordet, wie auch die Schwester Betty (Krasnicyn), Der Grabstein des 1935 gestorbenen Vaters Leopold konnte nicht gefunden werden.
Josef Diewald, Frankenstraße 13, wurde in Dachau ermordet. Sein Bruder Fritz Diewald überlebte 5 Jahre Flucht in den Niederlanden, der Tod ihrer Mutter Setta wurde am 06.08.1942 aus Theresienstadt gemeldet. Das Grabmal seines 1925 verstorbenen Vaters Samuel befindet sich auf dem Friedhof.
Moritz Diewald, Bornstraße 3, ausgezeichnet mit dem EK II, wurde am 13.02. 1941 in Dachau ermordet. Seine Frau Selma und seine Tochter Hilde wurden am 30.04.1942 in das Ghetto Krasnicyn deportiert und ermordet. Sein Bruder Julius wurde 1942 in Treblinka umgebracct. Sein Bruder Sigismund konnte noch 1941 über Lissabon in die USA flüchten. Sein Bruder Siegfried Diewald, Herrenstr.16, wurde mit seiner Schwägerin Selma und seiner Nichte Hilde nach Krasnicyn deportiert und ermordet. Das Grab seiner 1937 gestorbenen Frau Regina ist auf dem Friedhof erhalten. Ebenso die Gräber der Diewald Eltern David und Gertrude, gestorben1922 bzw. 1905. Es steht auch noch das Grabmal des Großvaters Markus, 1881 in Wierschem gestorben
Alex Kaufmann, Pilligertorstraße 10, wurde am 25.03.1942 in Bernburg ermordet. Seine Frau Bertha und seine Kinder Lilli und Siegfried wurden nach Krasnicyn deportiert und ermordet, sein Bruder Bernhard und seine Schwester Mathilde erlitten dasselbe Schicksal in Sobibor und Zamosc. Seine Schwiegermutter Janchen Wolf überlebte Theresienstadt nicht. Das Grab und den Grabstein des Vaters Samuel, der 1918 starb, finden wir noch auf dem Friedhof.
Hermann Kaufmann, Schebenstr. 4, rettete sich über Frankreich und die Schweiz in die USA. Er starb 1984 in New York. Vier Schwestern konnten sich nach England retten, sie starben in London. Das Grab seines Vaters David Rudolf, gestorben 1934, ist mit Grabstein gut erhalten auf dem Friedhof, das Grab seiner 1906 gestorbenen Mutter ist nicht mehr zu finden.
Siegmund Kaufmann, Untertorstr.1-3, ausgezeichnet mit dem EK II, wurde in Majdanek ermordet. Sein Vater Viktor starb 1927 in Frankfurt/M, seine Mutter Johanna, seine Schwester Salome und sein Bruder Julius retteten sich nach Lissabon, wo sie auch starben.
Max und Moritz Marx, Schweiz 4, konnten sich 1937/1938 wie ihre Eltern Karl und Clara in die USA retten. Sie starben in Detroit.
Es waren 100 000 jüdische Männer, die im 1. Weltkrieg als Soldaten dienten, 78 000 davon an der Front, 12 000 fielen. Etwa 30 Prozent der jüdischen Kämpfer wurden dekoriert. Proportional mehr jüdische als nicht-jüdische Soldaten.
Nur etwas mehr als zwei Jahrzehnte nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden die meisten der einstigen Soldaten, die für Deutschland kämpften, ermordet oder zur Flucht gezwungen.
Wolfgang Fuhrmann