Die Schwester des Metzgers David Diewald, Karoline, musste sich in Wierschem in der Nachfolge ihres Vaters der Konkurrenz der Schankwirtschaften, zunächst zusammen mit ihrem Bruder Moses, dann, nach dessen Tod 1898, alleine stellen. Im Zusammenhang mit dem Gesuch des Jacob Müller um eine Konzession für eine Schankwirtschaft schreibt der Amtsbürgermeister Steinhauer am 5.4.1897 zur Situation der drei Schankwirtschaften in Wierschem: „Das andere Wirtslokal, das von einer alleinstehenden, jüdischen, weiblichen Person, welche bereits einmal unehelich geboren hat, geführt wird, ist von den besseren Bewohnern der Ortschaft nicht besucht.“ Es war das Gasthaus “Zur Guten Quelle“, bis “1918 „Zum Deutschen Kaiser“ (1), das 1941 schloss und heute in der Kirchgasse 1 als ehemaliges Ladengeschäft durch Umbau nicht mehr zu erkennen ist. Direkt gegenüber lag das mit dem Anschluss an die Synagogengemeinde Münstermaifeld 1864 aufgegebene Bethaus der Juden Wierschems und Pilligs. (2)
Der uneheliche Sohn der Karoline Diewald, Peter Zimmermann, war mit Obstanbau und Geflügelhaltung erfolgreich, er war nach der Wahl vom 12.3.1933 auf der Liste Schäfer in den Gemeinderat gewählt worden. Die „Wirtschaftliche Bauernbank Wierschem“ wurde 1924 von ihm mitbegründet. Im Jahre 1942 geriet er in einen erstaunlichen Konflikt mit der örtlichen Parteiprominenz. In einem Schreiben vom 13.6.1942 an den „Reichsnährstand, Kreisbauernschaft Mayen“ forderte er eine angemessene Futtermittelzuweisung. “Denn nach höchster Entscheidung in Berlin wurde mir im Sommer 1940 mitgeteilt, daß ich wie jeder andere Staatsbürger zu behandeln sei“ Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, drohte er mit Betriebsaufgabe, wies aber selber darauf hin, dass dies bei der kritischen Versorgungslage sicher nicht gewollt sei. Dann denunzierte er den Bürgermeister, der habe Weizen zu Futtermittel verschrotet, den ersten Beigeordneten, der habe seine Tochter zusammen mit einem polnischen Fremdarbeiter fotografiert, schließlich den Ortsbauernführer, der habe die Verdunklungsvorschriften missachtet. Die Beschuldigten bestritten die Vorwürfe. Ihr Gegenangriff zielte auf den Halbjuden. “Der Ankläger selbst hat und kann überhaupt kein Interesse an einer Reinhaltung des deutschen Blutes haben, sondern hat ein viel größeres an der Gleichschaltung der Rassen. Die Art und Weise wie er seine Anklagen versucht an den Mann zu bringen beweist an sich schon die Abstammung (…).Die Art der Ehrabschneidung (…) kann nur einem blutsmäßig bedingten rassischem und politischen Hass entspringen.“ Der Druck auf Peter Zimmermann erhöhte sich und so suchte er gegen Ende des Krieges Zuflucht in Maria Laach. Die frühe und besonders militante Anhängerschaft von Wierschem an den Nationalsozialismus hing wohl mit der besonderen Rolle, die der “Halbjude“ Peter Zimmermann im Ort spielte. Er war nach den Grafen von Eltz der größte Grundbesitzer, war als Modernisierer sehr erfolgreich und setzte sich unerschrocken für seine Interessen ein.
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