Obertorstraße

Wir verlassen den letzten Zufluchtsort der Juden Münstermaifelds und folgen der Ober – und Untertorstraße, die nach Aufhebung des Stiftes 1802 und Beseitigung der Immunität mit dem Marktplatz und dem Münsterplatz als Zentrum der gewerblichen Aktivitäten auch den Juden offen stand. David Diewald erwarb das Haus mit der alten Nummer 119, das heute nicht mehr steht, und um 1900 eröffnete er die Metzgerei in dem gegenüberliegendem Haus Bornstraße 3.Das Haus Nr. 16 (2) erwarb 1816 Salomon Oster, dessen Witwe es 1830 weiter verkaufte. Sein Enkel Alexander, der bis 1899  das Haus Pilligertorstraße 10 besaß, brachte es als Handelsmann zu beachtlichem Wohlstand. Er zahlte 1898 die höchsten Steuern unter den Juden. Die Familien Oster spielten im Gemeindeleben keine Rolle. Dass dies mit dem Übertritt des Levi Oster 1861 zum Katholizismus zusammenhängt, ist nur zu vermuten. Für die Geschichte der Synagogengemeinde sind dagegen ganz entscheidend Abraham Schmitz und sein Sohn Leopold. Vater und Sohn lenkten von 1836 bis 1894 die Geschicke der jüdischen Gemeinde. Abraham gelang es 1863 die Gründung einer eigenen Gemeinde für die Juden Münstermaifelds durchzusetzen, sein Sohn Leopold erreichte 1886 den Neubau der Synagoge in der Severusstraße. Vater und Sohn wurden durch Immobiliengeschäfte reich. Neben dem ehemals “von Papenschen Haus“ Obertorstraße 42 (3) gingen zahlreiche Immobilien durch die Hände der Schmitz. Abraham (1796 -1880) kam 1830 aus Binningen, Leopold (1858 – 1938) ging 1894 nach Frankfurt/M. Ohne die beiden Schmitz hätte es wohl kein eigenständiges Gemeindeleben in Münstermaifeld gegeben. Die Geschwister des Leopold, Moritz und Rosalie, wurden in Theresienstadt ermordet. Die Familie Schmitz war ganz aus der Erinnerung der Stadt verschwunden. Die Lage der Häuser im Eigentum jüdischer Familien bestätigt das nachbarschaftliche Miteinander in der Stadt bis 1933.