Vom Paradies nach rechts sehen wir auf die Fassade von Druckerei und Verlag Fust (1). Die Druckerei und der Verlag wurden 1893 von dem ungarischen Juden Markus Steiner gegründet. 1849 in Arad, im ungarischen Reichsteil der k. u. k. Monarchie geboren, führte ihn sein beruflicher Weg über Wien, Prag, Mayen, Saarbrücken und Frankfurt/M nach Münstermaifeld. Das “Maifelder Volksblatt“ wurde von ihm herausgegeben. Markus und sein Sohn Rudolf suchten und fanden die Anerkennung der Mitbürger, sie engagierten sich in der Freiwilligen Feuerwehr, Rudolf war Vorsitzender des Turnvereins. Der dringlichste Wunsch der Steiner war die Aufnahme in den preußischen Untertanenverband. Denn Markus Steiner hoffte, wie er in einem seiner Gesuche an die Regierung in Koblenz betonte, dass seine Enkel dem König treu dienen werden. Trotz der Unterstützung durch den Amtsbürgermeister Steinhauer scheiterte sein Anliegen an der Ablehnung aus Koblenz und Berlin. Hintergrund war die Verhinderung weiterer Zuwanderung osteuropäischer Juden. Gegen ihn wirkte auch der Pfarrer Roup, der eine Chance sah dem “Juden und Sozialdemokraten“ Verlag und Druckerei abzukaufen und ein “katholisches Blatt“ herauszugeben. 1901 mussten die Steiner Münstermaifeld verlassen. Der einzige Enkel des Markus Steiner, Erich, wurde zusammen mit seiner Frau Adele und der Tochter Margot ermordet. Ebenso die Tochter des Markus, Theresa und seine Schwiegertochter Thekla. Er selbst starb 1928 in Köln. Von seiner Familie überlebte nur seine Enkelin, Else Charlotte Heymann, am 24.08.1893 in Münstermaifeld geboren. Ihre Ehe mit Richard Wegener. wurde 1919 für nichtig erklärt. Sie lebte bis 1939 in Berlin. Am 25.05.1939 wurde sie unter der Anklage der „Rassenschande“ im KZ Ravensbrück in Haft genommen. Nach ihrer Freilassung, der Zeitpunkt ist unbekannt, gelang es ihr in die Niederlande zu entkommen. Am 29.12. 1943 wird sie in Amsterdam polizelich registriert. Am 26.02.1944 wird sie mit dem Transport 743-XXIV/4 aus dem Durchgangslager Westerbork nach Theresienstadt deportiert. Von den 812 Deportierten überlebten 149. Else Charlotte gehörte zu ihnen. Nach dem Krieg lebte sie in Den Haag, kehrte Anfang der 50iger Jahre nach Berlin zurück. Sie starb am 24.11.1965 in Berlin. An den treuen und tapferen Dienst für das Vaterland, dem sich auch die Juden Münstermaifelds im 1. Weltkrieg verpflichtet fühlten, erinnert das “Eiserne Buch“ (2,4) der Stadt Münstermaifeld. Sein Leitspruch “Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern in keiner Not uns trennen und Gefahr“ bewahrte die Soldaten jüdischen Glaubens 20 Jahre später nicht vor Vernichtung und Vertreibung.(3)
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