Severusstraße, Untertorstraße

In der Severusstraße 1 (1) lebte seit 1801 der Viehhändler Samuel Kaufmann. Er wurde 1760 in Binningen geboren und starb 1842 in Münstermaifeld. Er ist seit 1808 der erste Träger des Namens Kaufmann. Mit ihm beginnt die Geschichte der Familie Kaufmann, die bis zu ihrer Vertreibung und Vernichtung wohl am engsten mit der Stadt verbunden war. Sein Sohn Salomon war von1853-1863 Vorsitzender der Synagogengemeinde, sein Enkel Hermannn nach 1894 der Vorsitzende des Wohltätigkeitsvereins. Sein Urenkel Samuel im Weltkrieg schwer verwundet, engagierte sich in den Vereinen der Stadt und kandidierte 1919 für den Rat der Gemeinde. Nach dem Holocaust hält die Familie bis heute Kontakt zu ihrem Herkunftsort.
Im Haus Nr.3 (1) lebte Josef Marx, 1863 in Münstermaifeld geboren, dem es 1938 zusammen mit seiner Tochter Frieda und ihrer Familie gelang in die U.S.A. zu fliehen. Er starb 1959 in Chicago. Er hatte 11 Kinder, von denen 6 im Kindbett starben. Auch seine Töchter Rosa und Fanny Zodick konnten sich in die U.S.A. retten. Seit 1925 lebten in dem Haus auch Leo Kahn mit seiner Frau Frieda, einer Tochter des Josef, mit ihren beiden Kindern Annie und Horst Simon. Auch sie konnten sich in die U.S.A. retten. Seine Tochter Ottilie Wolff wurde zusammen mit ihrem Mann Julius Wolff Opfer des Holocaust. Sein Sohn Simon wurde 1925 beim Beschlagen eines Pferdes tödlich verletzt. Es war Josef, der, als er vor seiner Flucht in Wierschem die zahlreichen Schilder sah, die Juden für unerwünscht  erklärten, einen Entgegenkommenden fragte, ob er nicht wisse, dass die Familie Marx seit 150 Jahren in Wierschem ansässig war.
In der Untertorstraße 1 (2) arbeitete der Kürschner Adam Oster. Er war aus Moselsürsch nach Münstermaifeld gekommen. Er starb 1900, die Witwe Johanna lebte noch bis zu ihrem Tod 1910 in dem Haus. Von seinen 9 Kindern starben 7 im Kindesalter. Die Tochter Rosa Winter, 1871 hier geboren, wurde 1942 in Treblinka ermordet. Im Nachbarhaus, Nr. 3, lebte bis 1925 ein anderer Enkel des ersten Kaufmann, Viktor, von Viehhandel und Metzgerei. Er war auch als Schächter der Gemeinde tätig. Er starb 1927 in Frankfurt /M. Seine Frau Johanna, sein Sohn Julius und seine Tochter Selma konnten sich nach Portugal, Lissabon, retten. Sie blieben in Lissabon, Johanna starb 1942, Selma 1978, Julius 1979.

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