Feier des Purimfestes in Münstermaifeld – ein Foto (letztes) erzählt

 

Es ist Sonntag, der 24. März 2024, 14 Veadar, 5784 nach jüdischem Kalender. Wir blicken von der Frauenempore auf die Apsis der Synagoge mit der Thoranische. Zum ersten Mal nach 86 Jahren wird in Münstermaifeld das Purimfest wieder in der Synagoge gefeiert. Die Jüdische Kultusgemeinde hatte den Vormittag des Festtages nach Münstermaifeld verlegt.

Im Buch Ester finden wir die Geschichte zu diesem Fest. Haman hatte sein Amt als höchster Regierungsbeamter des persischen Königs Xerxes selbstsüchtig ausgenutzt. Die königliche Dienerschaft musste vor ihm niederknien. Esters Cousin und Adoptivvater Mordechai habe sich als Jude jedoch geweigert. Aus Rache beschloss Haman die Tötung sämtlicher Juden im Reich. Der genaue Zeitpunkt, der 13. Adar wurde durch das Los bestimmt – daher auch der Name Purim („Lose“) – und per Erlass bekannt gemacht. Mordechai befahl Ester beim König vorzusprechen, den sie davon überzeugte, statt der Juden alle Unterstützer seines obersten Beamten „samt Frauen und Kindern“ umbringen zu lassen. Die Juden nahmen Rache an ihren Feinden und ermordeten von ihnen „fünfundsiebzigtausend.“ Mordechai und Ester schrieben die Ereignisse ihrer Rettung auf, sandten einen Brief an die jüdischen Gemeinden in allen Provinzen und bestimmten, ihre Rettung in Zukunft mit dem Purim-Fest zu feiern.

Zu Vorbereitung des Gottesdienstes wird, links im Bild, die Stele mit Köpfen, die an die Opfer der Shoah erinnert, verhüllt, um dem Bilderverbot gerecht zu werden. Die Frauen, die dem Gottesdienst beiwohnen, befinden sich auf der Frauenempore, so sehen wir nur Männer. Von ihnen tragen 10 den Gebetsmantel (Tallit) Damit ist der Minjan, die Mindestzahl der für einen Gottesdienst notwendigen religionsmündigen Männern gegeben. Mit dem Einzug der Thorarolle in die ehemalige Synagoge beginnt der Festgottesdienst. Die Lesung wird vom Cantor und weiteren Männern, die dazu berechtigt und befähigt sind, übernommen. Das Foto führt uns in den zweiten Teil des Gottesdienstes. Die Thorarolle, im Bild rechts, ist wieder im Thoramantel und wird von einem der Manner des Minjan gehalten. Da die Thoranische in der ehemaligen Synagoge nur noch als Architekturelement vorhanden ist, hat sie  im Synagogengebäude keinen ihr angemessenen Platz. Im Zentrum des Bildes sehen wir einen Cantor vor einem Tisch und einen zweiten links neben dem Tisch stehen. Auf dem Tisch liegt das Buch Ester aufgerollt, aus dem der Cantor im Vordergrund liest. Der zweite Cantor gibt Hilfen bei der richtigen Vokalisierung der hebräischen Worte. Das Lesen der Buchstaben,  ohne ein Zeichen für Vokale, als Worte einer Geschichte gelingt nur im Memorieren des Zusammenhangs. Der Umgang mit der Rolle des Esther Buches folgt strengen rituellen Anforderungen. Immer, wenn der Cantor den Namen Haman liest, antwortet die Gemeinde mit dem Lärm der Ratschen. So wird symbolisch der Übeltäter immer wieder “hingerichtet“ und die Errettung gefeiert.

Im dritten Teil der Feier finden sich Gemeinde und Besucher zu einem improvisierten “Festmahl“ zusammen. Die Haman Taschen hatten alle zum “Fressen gern“ Viele Fragen fanden im Gespräch eine Antwort.